Nun sind einige Monate ins Land gegangen ohne „Lebenszeichen“ von uns. Das lag ganz einfach an den vielen spannenden und auch neuen Aufgaben, die kaum Zeit übrig gelassen haben.
Daneben gab es auch viele Ereignisse, auf der Welt und in der Nähe, die Aufmerksamkeit gefordert haben. Sei es der GAU in Fukujima, der Krieg in Libyen, die Plagiatsaffäre oder auch nur das geplante regionale Hackschnitzelheizwerk. Jeder glaubt hier, allen anderen seine Meinung in den Medien oder anderen Plattformen darstellen zu müssen. Und hier dienen die sozialen Netzwerke inzwischen vielen als wichtigstes Medium.
Das ist ja alles schön und gut.
Doch wenn man betrachtet, mit welchen kontroversen Ansichten manche Gruppen oder Personen überraschend viele Anhänger gewinnen, so frage ich mich doch, ob hier nicht manchen die Fülle der auf sie hereinprasselnden Informationen den Blick auf das Wesentliche und Richtige verstellt.
Gerade noch war der libysche Diktator eine bizarre skurrile, aber doch geduldete Persönlichkeit, aber plötzlich führt die ganze westliche Welt Krieg gegen ihn in „seinem“ Land und dieselben, die gerade noch gegen unser militärisches Engagement in Afghanistan protestiert haben, beschweren sich, dass Deutschland hier nicht direkt mitmacht. Ebenso spielen sich gerade solche, deren Vergangenheit nicht ganz frei von persönlichen bzw. poltischen Verirrungen ist, nun als Bewahrer der akademischen Moral auf und veranstalten ein Haberfeldtreiben auf die „Hoffungsgestalt der Konservativen“.
Natürlich darf nicht sein, was sich da offensichtlich jemand zu Schulden kommen hat lassen. Was mich aber stört, ist die Heuchelei der plötzlichen Moralapostel, deren Vehemenz in ihrer Verteufelung und letztlich auch die kritiklose Akzeptanz, ja Begeisterung, die solches Vorgehen bei vielen findet. Und nicht zuletzt die eigentlichen Motive für die Hetzkampagne, auch wenn man darüber nur spekulieren kann.
Gerade das ist aber in vielen Fällen das entscheidende Kriterium zur objektiven Bewertung solcher Kampagnen (medial, operativ und auch militärisch): Katastrophen-Nachrichten werden von Nachrichtensendern noch weiter dramatisiert, damit die Zuschauer am Ball bleiben. Verfehlungen werden angeprangert, damit Personen noch weiter diskreditiert werden. Greuel werden immer wieder gezeigt, damit militärische Aktionen „moralisch gerechtfertigt“ sind.
Lasst uns doch alle bitte nicht nach dem ersten Anschein urteilen, sondern versuchen, die Motive hinter den Aktionen zu verstehen, damit unsere Beurteilung gerechter wird. Mögen wir also bei der nächsten Sau, die durch die Medien getrieben wird, den Treiber und seine Absichten erkennen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen.
So das musste sein, jetzt ist mir’s wohler.
Prien, im April 2011